Um diese Frage vorab zu beantworten:
Von Robotern assistierte Operationen werden in Zukunft sicher immer häufiger angeboten werden können. Jedoch ist die Kinderchirurgie im September 2023 noch weit weg davon, auf einem Stand mit der Erwachsenenchirurgie zu stehen. Vielmehr kristallisiert sich heraus, dass Roboterassistenz in der Kinderchirurgie in vielen Punkten eigenständig gedacht und entwickelt werden muss. Eine einfache Skalierung ist nicht möglich. Kinder sind wie so oft „keine kleinen Erwachsenen“.
Nichtsdestotrotz befindet sich die Kinderchirurgie mittendrin im Prozess des digitalen Wandels, auch wenn von außen vielfach v.a. regulatorisch und finanziell noch auf die Bremse gedrückt wird. Dabei zeichnet sich die Kinderchirurgie gegenüber anderen medizinischen Fachgebieten durch besondere Stärken aus, die grundlegend ideal für eine erfolgreiche digitale Transformation sind: kleine, agile Standorte für ein effektives „Design Thinking“ und gute nationale und internationale Vernetzungen sowie digital affine Mitarbeiter, Patienten und Eltern zur erfolgreichen Testung, Weiterentwicklung und Implementierung neuer Ideen. Die Bandbreite des digitalen Nutzens für die Kinderchirurgie ist bereits heute vielfältig, jedoch ist letztendlich der tatsächliche und bleibende Wert oft noch gar nicht messbar, da wir uns vielfach noch am Anfang des Prozesses befinden.
Neben der digitalen Unterstützung von zahlreichen Arbeitsprozessen zur Personalentlastung zeigt v.a. das Themengebiet der künstlichen Intelligenz für die Kinderchirurgie bereits immer mehr Potential, da so der Datenschatz für vielfach seltene Fallkonstellationen effektiver denn je ausgewertet werden kann und auch operative Ergebnisse mit und ohne robotische Assistenz harmonisiert werden können. Die Sicherheit der kinderchirurgischen Evaluation und Behandlung über die hohe Bandbreite der Eingriffe in verschiedenen Altersstufen wird gesteigert und zukünftig digital-unterstützt weiter steigen. Zahlreiche nationale und internationale kinderchirurgische Projekte zielen darauf ab.
Die Bereitschaft zur Innovation ist innerhalb der kinderchirurgischen Gesellschaft hoch, da ein digitales Bewusstsein besteht. Wohin und wie weit die digitale Reise der Kinderchirurgie zukünftig gehen wird, kann aktiv mitgestaltet und mitbestimmt werden. Die Arbeitsgemeinschaften „Digitalisierung“ der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie ist dabei ein Ansprechpartner. Im Plenum wird darüber am 23.09.2023 in der Sitzung „Veränderungen im digitalen Zeitalter“ diskutiert.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Jan Gödeke